Aufstellungsarbeit ist eine Methode für therapeutische Begleitung, Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung. Sie kommt aus der Familientherapie, ist über 30 Jahre erprobt und wird noch immer am häufigsten bei familiären Themen angewendet. Aufstellungen werden in Gruppen und im Einzelsetting angewendet.
Die Methode unterstützt uns darin, einerseits die eigenen Beteiligungen an einer verwirrenden Situation und den daran mitwirkenden Beziehungen zu erkennen. Andererseits wird uns durch die Methode klar, weshalb manche Handlungen bei allem guten Willen nicht fruchten. Wir bekommen dann durch diese Einsichten in der Aufstellung Impulse dafür, was anders zu machen sein kann.
Die wichtigsten Ziele sind:
- die eigenen, unbewussten Anteile der Mitwirkung an einer unangenehmen bis leidvollen Situation zu erfahren und zu verstehen
- Wege zu finden, wie wir besser in unserem Sinne und mit selbst gewählten Sinnbezügen handeln können
- die Achtsamkeit über unsere Beweggründe und unsere Gefühle zu erhöhen
- das Verständnis über Beziehungsdynamiken ausweiten
- insgesamt eine erweiterte Resonanz mit uns selbst und unserer sozialen Umgebung zu erlangen
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Die Falleinbringerin (männl. und weibl. Form abwechselnd) bespricht kurz und direkt vor einer Aufstellung das Anliegen mit einer Aufstellungsleiterin. Es gilt, das Ziel klar zu formulieren und zu erörtern, welche Personen oder wichtige Elemente für eine Lösung oder einen hilfreichen nächsten Schritt gebraucht werden. Dann fragt der Falleinbringer andere Gruppenmitglieder, ob sie eine dieser Personen repräsentieren möchten. Dies nennt man in der Aufstellungsarbeit eine „Stellvertretung“. Es ist vollkommen freigestellt und braucht keine Begründung, eine Stellvertretung anzunehmen oder abzulehnen. Die so für eine Fallbearbeitung wichtigen Personen oder Themen werden von der lösungssuchenden Person im Raum „aufgestellt“. Die Stellvertreter geben verblüffend passende Impulse durch die uns allen zur Verfügung stehenden Fähigkeit zur Empathie: unserem Einfühlungsvermögen für andere Personen. Diese Fähigkeit reicht soweit, dass wir auch nicht ausgesprochene oder nicht bewusst gewordene Empfindungen Anderer wahrnehmen können, sobald wir an der uns zugewiesenen Position in einer bestimmten Stellvertretung stehen. Sie äußern sich meist über den Körper: schwere Beine, innere Unruhe oder Freude, kalte Hände oder auch das Bedürfnis, sich anders herum stellen zu wollen sind Beispiele für erste Reaktionen. Manche Personen, die im Raum stehen, werden von den Stellvertreterinnen deutlicher wahrgenommen, manche kaum. Diese Wahrnehmungen und die Aussagen bringen Bewegungen in das aufgestellte System, denen wir folgen. Personen stellen sich an andere Positionen, es kommen neue Personen dazu, andere werden unwichtiger, einige können viel aussagen, andere weniger... Wir Leiterinnen führen durch diesen Prozess mit Fragen und anderem Know-How, indem wir uns daran orientieren, was die aufstellende Person braucht, wie ihr Ziel lautet, wie sich fühlt und wie sie das Erlebte für sich deutet.
Die aufstellende Person kann mit diesen Informationen und Eindrücken eine hilfreiche neue Perspektive erhalten, sich dazu in Beziehung setzen und einen Schritt weg vom Problem hin zur gewünschten Entwicklung gehen.
Uns ist klar, dass diese und auch andere Beschreibungen nicht ausreichen werden, um einen ausreichenden Eindruck zu bekommen, wie sich Aufstellungsarbeit anfühlt und auswirkt. Deshalb empfehlen wir, einfach einmal dabei zu sein und sich schrittweise mit der Methode vertraut zu machen: Erst zuschauen, dann selbst einmal eine oder mehrere Stellvertretungen machen und danach kann man eigene Themen angehen. Auch noch wichtig: Man kann als Stellvertreter für die Falleinbringerinnen nichts falsch machen. Alle Empfindungen oder Aussagen der Stellvertreter werden von den Falleinbringerinnen daraufhin geprüft, ob sie dadurch eine Anregung bekommen, ob sie passen oder ob andere Stellvertreter darauf reagieren. Es gibt wenige Punkte zu beachten, die wir gründlich besprechen und die wir als Leiterinnen auch im Blick behalten.
Der Schluss einer Aufstellung wird davon bestimmt, dass das Ziel oder auch ein Teilziel der Falleinbringerin erreicht ist und wird gemeinsam gefunden. Meist können alle im Raum spüren, wann sich das Ende eine Aufstellung anbahnt.
Alle Stellvertreter werden aus den Rollen entlassen und es gibt eine kurze Pause.